Was kann man in einer Welt der Medialisierung von Gewalt noch enthüllen? Diese Frage stellt Regisseur Milo Rau mit dem Stück Die Seherin in der Schaubühne Berlin.
Worum geht’s? Ursina Lardi spielt eine Kriegsfotografin, die in den Krisengebieten dieser Welt immer neue Motive, unentdeckte Sujets sucht. Es wirkt, als wäre sie dem Leid und dem Schrecken stets einen Schritt voraus und dabei selbst unverwundbar. Doch dann erfährt sie am eigenen Körper, was Gewalt bedeutet. Die gefeierte Kriegsfotografin wird zur verbitterten Kassandra, die gegen die Blindheit unserer Zeit kämpft. Es geht um Abgründe und Einsamkeit, den Zynismus und die Weisheit eines Menschen, der alles gesehen hat.
Das Stück basiert auf Lebensgeschichten von Kriegsfotograf*innen, irakischen Bürger*innen und eigenen Erlebnissen wie der Begegnung mit dem Lehrer Azad Hassan in Mossul: Während der Besetzung durch den Islamischen Staat wurde ihm als Strafe eine Hand abgetrennt.
Auch Fondament stellt sich die Frage, welche Kraft Kunst entfalten kann: Kann sie Leid sichtbar machen, sensibilisieren, aufrütteln und Hoffnung geben? Die Arbeit von Die Seherin zeigt, dass Bilder in der Kunst nicht nur dokumentieren, sondern tief berühren, zum Dialog anregen und gesellschaftliche Verantwortung spürbar machen.
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in der Schaubühne Berlin
von Milo Rau
Text, Regie: Milo Rau, Mitarbeit Text: Ursina Lardi, Bühne, Kostüme: Anton Lukas, Sound: Elia Rediger,
Video: Moritz von Dungern,
Licht: Stefan Ebelsberger,
Dramaturgie: Bettina Ehrlich, Carmen Hornbostel.
Mit: Ursina Lardi, Azad Hassan.
Dauer: 1 Stunde 30 Minuten, keine Pause
Koproduktion: Wiener Festwochen | Freie Republik Wien, La Biennale di Venezia
Mit Unterstützung des Goethe-Instituts und Fondament